Blütenbildung bei Hanf: Wie Licht und Dunkelheit die Knospen sprießen lassen
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Der Übergang vom vegetativen Wachstum zur Blütephase ist einer der spannendsten Momente im Leben einer Hanfpflanze. Plötzlich beginnt sie, die begehrten Knospen zu entwickeln! Doch was löst diesen Wechsel aus? Bei den meisten Cannabissorten ist der Schlüssel ein faszinierendes biologisches Phänomen namens Photoperiodismus – die Reaktion der Pflanze auf die Länge von Tag und Nacht. Dieser Artikel erklärt dir, wie das genau funktioniert, warum die Dunkelheit so wichtig ist und welche Rolle selbstblühende Sorten dabei spielen.
Photoperiodismus: Der eingebaute Kalender der Hanfpflanze
Die meisten Pflanzen haben eine Art inneren Kalender, der ihnen hilft, ihre Entwicklung an die Jahreszeiten anzupassen. Beim Hanf (und vielen anderen Pflanzen) wird dieser Kalender durch das Verhältnis von Licht und Dunkelheit innerhalb eines 24-Stunden-Zyklus gesteuert – das nennt man Photoperiodismus.
Die meisten Cannabis-Sorten (mit Ausnahme der Autoflowers) sind sogenannte Kurztagpflanzen. Das ist etwas irreführend, denn entscheidend ist nicht die Länge des Tages, sondern die Länge der ununterbrochenen Dunkelphase (Nacht). Sobald die Nacht eine bestimmte kritische Dauer überschreitet (typischerweise etwa 10 bis 12 Stunden kontinuierliche Dunkelheit), erhält die Pflanze das Signal: „Der Sommer geht zu Ende, es ist Zeit, Blüten für die Fortpflanzung zu bilden!“
Die Ausnahme: Autoflowers (Tagneutrale Pflanzen)
Es gibt eine wichtige Ausnahme von dieser Regel: Autoflowering-Cannabissorten. Sie tragen Gene von Cannabis ruderalis in sich, einer Unterart, die sich an extrem kurze Sommer angepasst hat. Autos sind „tagneutral“, das heißt, sie beginnen nach einer genetisch festgelegten Anzahl von Wochen zu blühen, völlig unabhängig von der Tages- oder Nachtlänge.
Die Blüte einleiten: Von 18/6 zu 12/12
Wie nutzt man dieses Wissen als Grower?
- Indoor-Anbau: Hier hast du die volle Kontrolle über den Lichtzyklus. Während der Wachstumsphase (vegetative Phase) gibst du den Pflanzen meist viel Licht, üblich sind 18 Stunden Licht und 6 Stunden Dunkelheit (18/6) pro Tag. Um die Blüte einzuleiten, stellst du die Zeitschaltuhr einfach auf 12 Stunden Licht und 12 Stunden Dunkelheit (12/12) um. Diese lange, ungestörte Nacht signalisiert den photoperiodischen Pflanzen den Start der Blüte.
- Outdoor-Anbau: Draußen geschieht dies automatisch. Nach der Sommersonnenwende (ca. 21. Juni auf der Nordhalbkugel) werden die Tage kürzer und die Nächte länger. Sobald die Nächte konstant lang genug sind (je nach Sorte und Breitengrad meist im August/September), beginnen die Pflanzen zu blühen. Spezielle Outdoorsorten können manchmal schon bei nur 10 Stunden Dunkelheit reagieren.
Etwa 1-2 Wochen nach der Umstellung auf 12/12 bzw. nach Erreichen der kritischen Nachtlänge outdoor zeigen sich in der Regel die ersten deutlichen Anzeichen der Blütenbildung (kleine „Puschel“ aus Blütenstempeln).
Störlicht: Der Feind der (photoperiodischen) Blüte
Für photoperiodische Cannabissorten ist nicht nur die Länge der Dunkelphase wichtig, sondern auch, dass sie absolut ununterbrochen ist. Schon kurze Lichtblitze während der „Nacht“ können den Blühprozess empfindlich stören.
- Das Problem: Licht während der Dunkelphase signalisiert der Pflanze fälschlicherweise, dass die Nacht noch nicht lang genug war oder unterbrochen wurde. Sie „denkt“, es ist noch nicht Zeit für die Blüte oder wird in ihrem Hormonhaushalt gestört.
- Mögliche Folgen:
- Die Blüte wird gar nicht erst eingeleitet oder stark verzögert.
- Die Pflanze kehrt zurück in die Wachstumsphase (Re-Vegging).
- Die Blüten entwickeln sich nur spärlich.
- Die Pflanze wird gestresst und neigt eher zur Zwitterbildung (Entwicklung männlicher Pollensäcke an weiblichen Pflanzen).
- Typische Störlichtquellen: Straßenlaternen, Gartenbeleuchtung, Licht aus Fenstern oder Türen, Kontrollleuchten von Geräten im Growroom, Autoscheinwerfer, ja sogar das kurze Anleuchten mit einer normalen Taschenlampe kann schaden (wenn du nachts nach deinen Pflanzen sehen musst, verwende spezielles grünes Licht, das die Pflanzen kaum wahrnehmen).
- Konsequenz für den Anbauort: Aus diesem Grund ist der Anbau von photoperiodischen Sorten am Fensterbrett, auf dem Balkon in der Stadt oder in nicht lichtdichten Gewächshäusern oft zum Scheitern verurteilt.
- Die Lösung bei Störlicht: Wenn du eine absolut dunkle Nachtphase nicht garantieren kannst, sind Autoflowering-Samen die Rettung! Sie kümmern sich nicht um die Lichtdauer und blühen auch bei Lichtverschmutzung zuverlässig. Siehe dazu auch Hanfsamen für den Balkon oder Hanfsamen fürs Gewächshaus.
Fazit: Dunkelheit ist der Schlüssel zur Blüte (meistens!)
Die Steuerung der Blütenbildung über die Länge der Dunkelphase ist ein faszinierender Mechanismus der Natur. Für dich als Grower bedeutet das: Wenn du photoperiodische Sorten anbaust, ist die Einhaltung einer strikt ununterbrochenen Dunkelphase von 12 Stunden (Indoor) bzw. die Wahl eines störlichtfreien Standorts (Outdoor) entscheidend für eine erfolgreiche Blüte. Kennst du dieses Prinzip und vermeidest Störlicht, steht einer reichen Ernte nichts im Wege. Und falls das nicht möglich ist, bieten Autoflowers eine unkomplizierte und zuverlässige Alternative.
Hinweis: Ich empfehle dir dringend, dich stets über die aktuellen Gesetze und Verordnungen des Cannabisgesetzes (CanG) zu informieren und diese beim Anbau (max. 3 Pflanzen, Schutz vor Zugriff Dritter etc.), Besitz und Konsum von Cannabis genauestens einzuhalten.