Die Wirkstoffe von Hanf: Ein Blick auf Cannabinoide, Terpene & Flavonoide
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Die Hanfpflanze (Cannabis sativa L.) ist eine wahre Chemiefabrik und enthält eine beeindruckende Vielzahl an Wirkstoffen. Während viele sofort an THC und CBD denken, sind es tatsächlich Hunderte von verschiedenen Verbindungen, die zusammen das einzigartige Profil jeder Sorte ausmachen – ihre Wirkung, ihr Aroma und ihren Geschmack. Die wichtigsten Gruppen dieser Substanzen sind Cannabinoide, Terpene und Flavonoide. Lass uns eintauchen in die faszinierende Welt der Cannabis-Chemie.
Wo stecken die Wirkstoffe? Harzdrüsen (Trichome) als Zentrum
Die höchste Konzentration der meisten relevanten Wirkstoffe – insbesondere Cannabinoide und Terpene – findet sich in den winzigen, klebrigen Harzdrüsen (Trichomen) der Pflanze. Diese Trichome sehen unter dem Mikroskop wie kleine Pilze aus und bedecken vor allem die Blüten und blütennahen Blätter der weiblichen Hanfpflanze, besonders wenn diese nicht bestäubt wurde (Sinsemilla).
- Marihuana (umgangssprachlich Gras) bezeichnet die getrockneten Blüten und blütennahen Blätter.
- Haschisch ist das mechanisch von den Pflanzenteilen getrennte und meist gepresste Harz (also die Trichome). Es hat naturgemäß eine höhere Wirkstoffkonzentration als Blüten und zählt zu den Cannabisextrakten.
Insgesamt wurden im potenten Hanf bereits rund 600 verschiedene Inhaltsstoffe nachgewiesen, darunter etwa 120 verschiedene Cannabinoide.
Die Hauptdarsteller: Cannabinoide
Cannabinoide sind eine Klasse von chemischen Verbindungen, die mit dem Endocannabinoid-System (ECS) im menschlichen (und tierischen) Körper interagieren. Das ECS ist an der Regulation vieler physiologischer Prozesse beteiligt, wie Schmerzempfinden, Stimmung, Appetit und Gedächtnis.
Die wichtigsten Cannabinoide im Detail:
- THC (Δ9-Tetrahydrocannabinol): Das bekannteste und primär psychoaktive Cannabinoid. Es ist verantwortlich für das „High“-Gefühl, Euphorie, veränderte Sinneswahrnehmung, Entspannung, aber auch Appetitanregung.
- CBD (Cannabidiol): Das zweitbekannteste Cannabinoid, das nicht psychoaktiv wirkt. Es hat in den letzten Jahren enorme Aufmerksamkeit für seine potenziellen therapeutischen Eigenschaften erhalten (z.B. entzündungshemmend, angstlösend, krampflösend). CBD kann auch die Wirkung von THC modulieren und mildern. Mehr dazu findest du in meinem Artikel über CBD-Hanfsamen.
- CBN (Cannabinol): Entsteht oft durch den Abbau (Oxidation) von THC, z.B. in länger gelagertem Cannabis. Es ist nur sehr mild psychoaktiv und wird oft mit sedierenden, schlaffördernden Effekten in Verbindung gebracht.
- CBG (Cannabigerol): Gilt als „Mutter-Cannabinoid“, da es die Vorstufe ist, aus der andere Cannabinoide wie THC und CBD in der Pflanze synthetisiert werden. Es ist nicht psychoaktiv und rückt zunehmend in den Fokus der Forschung.
- THCv (Tetrahydrocannabivarin): Strukturell ähnlich zu THC, aber mit potenziell anderen Wirkungen. In niedrigen Dosen nicht stark psychoaktiv, in hohen Dosen schon. Forschung deutet auf appetitzügelnde Eigenschaften hin, im Gegensatz zu THC.
- CBC (Cannabichromen): Ein weiteres nicht-psychoaktives Cannabinoid, das synergistisch mit anderen Cannabinoiden wirken und eigene positive Eigenschaften haben könnte.
- Saure Vorstufen: THCa & CBDa: In der frischen, rohen Pflanze liegen die meisten Cannabinoide in ihrer sauren Form vor (z.B. THCa, CBDa). Diese sind nicht oder kaum psychoaktiv. Erst durch Decarboxylierung – also Erhitzung (z.B. beim Rauchen, Verdampfen, Backen) – werden sie in ihre neutralen, aktiven Formen (THC, CBD) umgewandelt.
Die Aromatiker: Terpene – Mehr als nur Duft
Terpene sind flüchtige, aromatische Verbindungen, die in sehr vielen Pflanzen vorkommen und für deren charakteristischen Geruch und Geschmack verantwortlich sind – denk an den Duft von Kiefernnadeln (Pinen), Zitronen (Limonen) oder Lavendel (Linalool). Cannabis ist besonders reich an einer Vielzahl von Terpenen.
- Rolle: Sie prägen nicht nur das einzigartige Aroma- und Geschmacksprofil jeder Cannabissorte, sondern haben auch eigene physiologische Wirkungen und können die Effekte der Cannabinoide beeinflussen und modulieren (siehe Entourage-Effekt).
- Häufige Beispiele und ihre typischen Assoziationen:
- Myrcen: Erdig, moschusartig, fruchtig. Oft in entspannenden Sorten gefunden, kann die Wirkung von THC verstärken.
- Limonen: Starkes Zitrusaroma. Stimmungsaufhellend, stresslösend.
- Pinen (α- und β-Pinen): Kiefernartig. Kann die Konzentration fördern, entzündungshemmend.
- Linalool: Blumig, Lavendel. Beruhigend, angstlösend, schlaffördernd.
- Caryophyllen (Beta-Caryophyllen): Pfeffrig, würzig, holzig. Eine Besonderheit: Es kann an CB2-Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems binden und wirkt entzündungshemmend.
- Humulen: Erdig, hopfenartig. Appetitzügelnd, entzündungshemmend.
Die Farb- & Schutzstoffe: Flavonoide
Flavonoide sind eine weitere Gruppe von Pflanzenstoffen, die für die Farbgebung vieler Früchte, Gemüse und Blüten verantwortlich sind. Auch in Cannabis spielen sie eine Rolle:
- Rolle: Sie tragen zu Farbe, Geschmack und Aroma bei und besitzen oft antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften. Auch sie sind Teil des Entourage-Effekts.
- Beispiele in Cannabis:
- Cannaflavine (A, B und C): Diese Flavonoide kommen ausschließlich in Cannabis vor und haben interessante entzündungshemmende Eigenschaften gezeigt.
- Quercetin: Ein weit verbreitetes Flavonoid mit antioxidativer Wirkung.
- Kaempferol, Luteolin: Weitere Flavonoide mit potenziellen gesundheitlichen Vorteilen.
Das Zusammenspiel: Der Entourage-Effekt
Das Konzept des Entourage-Effekts (oder Synergieeffekts) ist entscheidend, um die Wirkung von Cannabis wirklich zu verstehen. Es besagt, dass die Gesamtwirkung von Cannabis nicht nur von einem einzelnen Wirkstoff (wie THC) abhängt, sondern vom komplexen Zusammenspiel aller Inhaltsstoffe – also Cannabinoide, Terpene und Flavonoide.
Diese Substanzen beeinflussen sich gegenseitig und können die Wirkung einzelner Komponenten verstärken, abschwächen oder verändern. So kann CBD die psychoaktive Wirkung von THC mildern, während bestimmte Terpene eine Sorte eher anregend oder beruhigend wirken lassen, selbst wenn der THC-Gehalt ähnlich ist. Der Entourage-Effekt erklärt, warum verschiedene Sorten trotz ähnlicher Hauptcannabinoid-Werte so unterschiedlich wirken können und warum viele Anwender „Vollspektrum“-Produkte bevorzugen.
Andere Inhaltsstoffe
Neben den genannten Hauptwirkstoffgruppen enthält Hanf natürlich auch viele andere grundlegende Pflanzenstoffe wie Aminosäuren, Proteine, Zucker, Alkohole und Fettsäuren, die für das Wachstum und den Stoffwechsel der Pflanze wichtig sind, aber für die spezifischen Cannabis-Effekte eine untergeordnete Rolle spielen.
Fazit: Ein komplexes chemisches Orchester
Die Hanfpflanze ist ein wahres Wunderwerk der Natur mit einem unglaublich komplexen chemischen Profil. Während THC und CBD oft die meiste Aufmerksamkeit bekommen, sind es die unzähligen weiteren Cannabinoide, die aromatischen Terpene und die schützenden Flavonoide, die im Zusammenspiel (Entourage-Effekt) jeder einzelnen Cannabissorte ihren einzigartigen Charakter, ihr spezifisches Aroma, ihren Geschmack und ihre individuelle Wirkung verleihen. Das Verständnis dieser Vielfalt eröffnet einen tieferen Einblick in das Potenzial dieser faszinierenden Pflanze.
Hinweis: Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und stellt keine medizinische Beratung dar. Bei Gesundheitsfragen konsultiere bitte einen Arzt oder Apotheker. Ich empfehle dir dringend, dich stets über die aktuellen Gesetze und Verordnungen des Cannabisgesetzes (CanG) zu informieren und diese beim Erwerb, Anbau, Besitz und Konsum von Cannabis genauestens einzuhalten.