Eigenschaften von Hanf: Botanik, Genetik und Sortenmerkmale erklärt
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Die Hanfpflanze (Cannabis) ist unglaublich vielfältig. Auch wenn sie botanisch dem Hopfen ähnelt, mit ihren charakteristischen fingerförmigen Blättern und Blüten, offenbart ein genauerer Blick riesige Unterschiede zwischen den einzelnen Sorten. Woran liegt das? Die Antwort liegt in der Genetik und der Anpassung an unterschiedlichste Umgebungen – eine tropische Sativa unterscheidet sich fundamental von einer Ruderalis-Pflanze vom Polarkreis oder einer Indica aus dem Hochgebirge. Dieser Artikel erklärt dir die grundlegenden botanischen Eigenschaften von Hanf und die wichtigsten Merkmale der verschiedenen Hauptcannabissorten.
Botanische Grundlagen: Was ist Hanf (Cannabis)?
Die Hanfpflanze, wissenschaftlich Cannabis sativa L. genannt, gehört zur Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae), genau wie der Hopfen. Sie teilt einige grundlegende biologische Merkmale:
- Zweihäusigkeit (Diözie): Hanf ist normalerweise getrenntgeschlechtlich, das heißt, es gibt männliche Pflanzen (die Pollen produzieren) und weibliche Pflanzen (die Blüten und Samen bilden). Zwittrige Pflanzen (mit beiden Geschlechtsmerkmalen) sind selten, können aber unter Stress auftreten.
- Einjährigkeit (Sommerannuellität): Hanf ist eine einjährige Pflanze. Ihr natürlicher Lebenszyklus endet nach der Samenbildung im Herbst. Sie überwintert nicht. Die Dauer dieses Zyklus variiert stark je nach Herkunft und Klima, von nur etwa 2 Monaten in polaren Regionen bis über 10 Monate am Äquator.
- Photoperiodismus: Die Blütenbildung wird bei den meisten Hanfsorten durch die Tageslänge gesteuert. Wenn die Tage kürzer werden (bzw. die ununterbrochene Dunkelphase länger), erhält die Pflanze das Signal, von der Wachstums- in die Blütephase zu wechseln. Störungen der Dunkelphase (z.B. durch Licht in der Nacht) können die Blüte empfindlich stören.
- Ausnahme Autoflowers: Sogenannte selbstblühende oder Autoflowering-Sorten bilden hier die Ausnahme. Sie blühen unabhängig von der Tageslänge nach einer bestimmten Zeitspanne automatisch.
- Windbestäubung (Anemophilie): Männliche Pflanzen geben ihren Pollen an den Wind ab, der ihn zu den weiblichen Blüten trägt und diese so bestäubt, was zur Samenbildung führt.
- Verhinderung durch Züchtung: Um die oft unerwünschte Samenbildung in den weiblichen Blüten (Sinsemilla) zu verhindern, wurden feminisierte Hanfsamen entwickelt, aus denen (fast) nur weibliche Pflanzen wachsen.
Genetische Vielfalt: Die Basis der Sortenunterschiede
Diese botanischen Grundlagen gelten für fast alle Cannabispflanzen. Die riesige Vielfalt entsteht durch die genetische Anpassung an verschiedene Umweltbedingungen. Man unterscheidet grob drei Urtypen oder Unterarten, deren Genetik in heutigen Sorten oft gemischt vorkommt:
- Cannabis Sativa: Stammt typischerweise aus tropischen/äquatorialen Regionen. Oft hoch und schlank wachsend, mit längeren Blütezeiten und einer eher belebenden, zerebralen Wirkung.
- Cannabis Indica: Entwickelte sich in kühleren, gebirgigen Regionen (z.B. Afghanistan, Pakistan). Meist kompakter, buschiger Wuchs, kürzere Blütezeit und eine eher entspannende, körperliche Wirkung.
- Cannabis Ruderalis: Kommt aus sehr kalten Regionen (z.B. Sibirien). Kleinwüchsig, robust, niedriger Wirkstoffgehalt, aber mit der besonderen Eigenschaft des Autoflowerings (automatische Blüte). Diese Eigenschaft wurde in moderne Autoflower-Hybriden eingekreuzt.
Der Genotyp (die genetische Ausstattung) legt das Potenzial einer Pflanze fest. Wie sich dieses Potenzial aber tatsächlich entfaltet (Größe, Ertrag, Wirkstoffgehalt), hängt auch von den Umweltbedingungen ab – das nennt man den Phänotyp. Stabile, gut gezüchtete Sorten zeigen jedoch trotz leichter Umweltunterschiede konsistente Grundeigenschaften.
Sortenspezifische Eigenschaften: Worauf es beim Vergleich ankommt
Wenn du Hanfsamen kaufst, geben die Züchter und Seedbanks bestimmte Merkmale an, um die Sorten zu beschreiben und vergleichbar zu machen. Das sind die wichtigsten Eigenschaften:
Wachstumshöhe
Die Endhöhe einer Hanfpflanze kann extrem variieren – von nur 30 cm bei manchen Ruderalis- oder Indica-Sorten bis hin zu über 6 Metern bei einigen tropischen Sativas unter optimalen Bedingungen! Die Höhe hängt stark von der Genetik (Indica = eher klein, Sativa = eher groß) und den Umweltfaktoren (Platz, Licht, Nährstoffe, Wachstumszeit) ab. Viele Züchter haben sich auf kompakte Sorten spezialisiert, die sich gut für den Indoor-Anbau oder diskrete Outdoor-Grows eignen (z.B. unter »Kompakte Pflanze« bei Sensi Seeds zu finden).
Blühdauer
Dies ist die Zeitspanne von Beginn der Blütebildung bis zur Erntereife. Sie variiert stark: von nur 4-6 Wochen bei sehr schnellen Autoflowers bis zu 26 Wochen (über 6 Monate!) bei manchen reinen Äquatorial-Sativas. Photoperiodische Indicas liegen oft bei 6-8 Wochen, Hybriden bei 8-11 Wochen und Sativas bei 10-16 Wochen. Die Blühdauer ist ein wichtiger Faktor bei der Planung deines Grows, besonders wenn du nur ein begrenztes Zeitfenster hast (z.B. Outdoor in Deutschland).
Ertrag
Der Ertrag gibt an, wie viel getrocknetes Blütenmaterial du pro Pflanze oder pro Anbaufläche erwarten kannst. Er hängt massiv von Genetik, Anbaumethode und Können ab.
- Indoor: Der Ertrag wird meist in Gramm pro Quadratmeter (g/m²) unter Kunstlicht angegeben. Die Spanne reicht von ca. 150 g/m² bei sehr kleinen Sorten bis über 750 g/m² bei echten XXL-Ertragssorten unter optimalen Bedingungen.
- Outdoor: Hier wird der Ertrag meist in Gramm pro Pflanze (g/Pflanze) angegeben. Die Schwankungen sind riesig, da Wetter und Standort eine enorme Rolle spielen. Von unter 15 g bei kleinen Balkon-Autos bis zu mehreren Kilogramm (ja, Kilogramm!) bei riesigen, perfekt gepflegten Pflanzen in Kalifornien ist alles möglich.
Wirkstoffgehalt (Cannabinoide)
Das Aushängeschild vieler Sorten ist ihr Gehalt an Cannabinoiden, allen voran THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol).
- THC: Verantwortlich für die psychoaktive Wirkung („High“). Sorten für den Genusskonsum haben oft über 15% THC (gilt als hoch) oder über 20% THC (sehr hoch).
- CBD: Nicht psychoaktiv, aber mit vielen potenziellen gesundheitlichen Vorteilen und modulierender Wirkung auf THC. Sorten mit über 5% CBD gelten als CBD-reich. Es gibt auch spezielle CBD-Sorten mit sehr hohem CBD- und sehr niedrigem THC-Gehalt (<1%).
- Andere Cannabinoide: Es gibt viele weitere Cannabinoide (CBG, CBN, THCV etc.), die zur Gesamtwirkung beitragen (oft als „Entourage-Effekt“ bezeichnet).
Der tatsächliche Wirkstoffgehalt hängt von der Genetik ab, kann aber durch optimale Anbaubedingungen (viel Licht!) maximiert werden.
Wirkung
Die Wirkung von Cannabis ist subjektiv und extrem vielfältig. Sie hängt vom gesamten chemischen Profil der Sorte ab (Cannabinoide, Terpene) sowie von der Dosis, der Konsumform und dem individuellen Nutzer (Toleranz, Stimmung, Erwartung).
- Typische Effekte (Freizeit): Euphorie, Entspannung, veränderte Sinneswahrnehmung, gesteigerte Kreativität, Redefluss, Appetitanregung („Munchies“), manchmal gesteigerte Libido.
- Medizinische Anwendung: Hier geht es oft um spezifische Wirkungen (z.B. Schmerzlinderung, Entzündungshemmung) ohne oder mit kontrolliertem Rausch.
- Mögliche negative Effekte: Besonders bei Unerfahrenen oder hoher THC-Dosis können Angst, Paranoia oder Kreislaufprobleme auftreten. Der „Couch-Lock“ (starke Sedierung) ist oft dosis- und sortenabhängig (Indicas). Abhängigkeit ist möglich, besonders bei Mischkonsum mit Tabak.
Aroma & Geschmack (Terpene & Flavonoide)
Jede Cannabissorte hat ein einzigartiges Geruchs- und Geschmacksprofil, ähnlich wie Wein oder Kaffee. Hauptverantwortlich dafür sind die Terpene, flüchtige aromatische Verbindungen, die auch in vielen anderen Pflanzen vorkommen. Sie erzeugen Noten von:
- Fruchtig: Zitrone, Orange, Beere, Ananas, Mango…
- Erdig/Holzig: Pinie, Waldboden, Sandelholz…
- Würzig/Kräuterig: Pfeffer, Nelke, Basilikum…
- Blumig: Lavendel, Rose…
- Andere: Diesel, Käse, Moschus, Skunk…
Auch Flavonoide tragen zu Geschmack und Farbe bei. Für das beste Geschmackserlebnis wird oft die Nutzung eines Vaporizers empfohlen, da dieser die Aromastoffe schonend verdampft, ohne sie zu verbrennen.
Fazit: Die faszinierende Vielfalt von Cannabis
Cannabis ist weit mehr als nur „Gras“. Von den grundlegenden botanischen Gegebenheiten bis zu den feinen Nuancen in Aroma, Wirkung und Wachstum – jede Sorte erzählt ihre eigene Geschichte, geprägt durch Genetik und Anpassung. Wenn du diese Eigenschaften verstehst, kannst du nicht nur die Vielfalt besser wertschätzen, sondern auch gezielter die Sorten auswählen, die am besten zu deinen Wünschen und Anbaumöglichkeiten passen.
Hinweis: Ich empfehle dir dringend, dich stets über die aktuellen Gesetze und Verordnungen des Cannabisgesetzes (CanG) zu informieren und diese beim Erwerb, Anbau, Besitz und Konsum von Cannabis genauestens einzuhalten.